DAMIAN O. REHFELD    NEUE WELTEN DENKEN
 

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2024-12-19

Wie ich zum Schreiben kam

Der erste Impuls

Es war eine warme Sommernacht. Die kühle Brise vom Mittelmeer lag sowohl auf der Haut als auch in der Nase. Mein achtjähriges Ich, damals gerade seit einem Jahr schreiben gelernt, notierte sich am Esstisch auf der Terrasse des Ferienhäuschens auf einem Zettel merkwürdige Dinge, die ein normaler Erwachsener nicht hätte verstehen können. Neben mir waren ein paar Actionfiguren aufgestellt, die mir zur Visualisierung meiner Geschichte dienten.
»Junge, was machst du da?«, fragte mein lieber Großvater und reckte sich über den Tisch.
»Ich schreibe etwas auf«, antwortete ich mit einem breiten Grinsen.
»So spät? Machst du das für die Schule?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Was schreibst du denn?«, fragte meine Mutter. »Lies mal vor!«
Erst schüttelte ich peinlich berührt den Kopf. Aber dann ließ ich mich darauf ein. »Na gut!«, antwortete ich und begann, ein Kauderwelsch aus kurzer wörtlicher Rede und Geräuschwörtern wie »Brrzzt« oder »bääm« vorzulesen.
Meine Mutter lächelte liebevoll und stolz. »Das ist ja eine Geschichte!«
Ich nickte grinsend.
Mein Großvater schmunzelte. »Dann wirst du ja ein Schriftsteller, was?«
»Was ist das?«, fragte ich.
»Jemand, der Geschichten schreibt«, antwortete meine Mutter.
Oh ja. Das gefiel mir. Geschichten schreiben. Ein Stolz, der wie ein angenehmes Kribbeln über meine Haut fuhr, überkam mich, als die Bezeichnung »Schriftsteller« an mir haftete.
»Dann schreibst du ja Romane!«, bemerkte mein Großvater.
Meine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Nein! Ich schreibe Bücher!« Daraufhin lachte meine Familie herzerwärmend.
»Aber Romane sind ja Bücher – spezielle Bücher«, fuhr mein Großvater fort. »Romane erzählen ausgedachte Geschichten.«

Mit diesem ersten Impuls trat ich durch eine Tür in eine Welt, in der ich weiterträumen und meine Geschichten ausdenken konnte.

Nach der Trennung meiner Eltern war mein sechsjähriges Ich erschüttert. War das die Welt, in der ich leben wollte? Eine Welt, in der meine Eltern dann nicht mehr gemeinsam bei mir waren? Das will kein Kind. Ich glaube fest daran, dass ich mich wegen jenes Ereignisses unterbewusst verstärkt in Fantasiewelten flüchtete, in denen alles so war, wie ich wollte.

Langeweile? Auf keinen Fall!

Sieben Jahre später. Wieder Sommer. Ich lag am französischen Strand am Atlantischen Ozean. Kugelschreiber, diverse Notizblöcke und Bernard Hennens »Elfenlicht« lagen um mich herum. Wenn das Sonnensegel, das im starken Wind hin und her flatterte, nicht gewesen wäre, hätte mich die Sonne verbrannt. Der Urlaub war ein Urlaub des physischen Ausruhens, aber der Geist wurde angestrengt: Ich las viel – mit »Elfenlicht« aus dem Genre der High Fantasy konnte ich wieder in eine andere Welt abtauchen und Abenteuer erleben – mein Onkel brachte mir Skat bei und ich plante meinen ersten High Fantasy Roman. Hier erdachte ich mir eine grobe Handlung, schrieb an ersten Szenen. Aber das Schreiben lag immer noch nicht im Vordergrund. Das Konzeptionieren hatte mich gepackt. Ich war dafür bereit, zu planen, zu denken, eine Struktur zu schaffen.
Für mich war das keine Arbeit. Es war Freude pur.
»Ist dir nicht langweilig?«, fragte mein Onkel, der von einem 15-jährigen Jungen erwartete, ständig im Wasser zu sein oder auf dem Strand sportlichen Aktivitäten zu frönen.
»Nein! Überhaupt nicht!«, antwortete ich. »Ich fühle mich total entspannt und mache etwas, das mir Spaß macht.«
Zu diesem Zeitpunkt begann ich, die Lust am Fußballspielen zu verlieren. Der Zwang, es zu tun, resultierte aus der Tatsache, dass mein Vater der Trainer war und wir beide dann Zeit hatten, wenigstens gemeinsam an einem Ort zu sein. Vielleicht habe ich mich deswegen nicht zu sportlichen Aktivitäten in den Sommerferien hingezogen gefühlt. Ich habe meinen Körper entspannt, aber meinen Geist angestrengt.
Langweilig wäre mir gewesen, hätte ich nichts zu denken gehabt. Aber ich habe immer etwas zu denken.

Selbstverwirklichung? Über Umwege …

Fünf Jahre später. Ich studierte in Cottbus Betriebswirtschaftslehre. Hä?? Da stimmt doch etwas nicht! Nach allem, was hier in diesem kleinen Erfahrungsbericht erzählt wurde, wäre die einzige richtige Lösung der Kausalkette, dass ich mich dem Gebiet der Schreibkunst oder generell kreativen Dingen widmete.
Leider hörte ich noch zu sehr auf mein Umfeld und studierte nicht Regie nach erfolgreichem Abschluss des Kurses »Darstellendes Spiel«, sondern BWL, weil das sicherer war.
Aber nachdem meine zukünftige Frau mir den Impuls gab, ich solle doch schreiben, keiner hielte mich davon ab, fasste ich den Entschluss, etwas Vollständiges zu schreiben. Ich wusste jedoch nicht, was. Für einen Roman fühlte ich mich noch immer nicht bereit. Ich war zu diesem Zeitpunkt ein Filmjunkie, der sich durchs Filmeschauen ein fundiertes Wissen zu Handlungsverläufen ohne fachspezifische Kenntnisse aufgebaut hatte. Ich schrieb also Drehbücher! Ich kaufte mir den Ratgeber »So wirst du Filmemacher«, anhand dessen ich drei Drehbücher verfasste.
Und dann war meine Studienzeit vorüber. Ich arbeitete von nun an in der freien Wirtschaft. Und mein Begehren, etwas zu schreiben, war noch viel größer geworden.
Als ich 24 Jahre alt war, schrieb ich an meinem ersten Space Opera Jugendroman »Sternenfahrer Tarus und der Nebel des Todes«, der sich an Harry Potter (Jugendbuch, Schulbesuch) und Star Wars (Space Opera) anlehnte.

Der Impuls, den Roman zu schreiben, kam mir also dann, als meine schulische Ausbildung beendet und ich in einem normalen Brötchenjob gelandet war, der mich nicht erfüllte.
Meine Selbstverwirklichung, mein Sinn des Lebens liegt im Schreiben, im Geschichten Kreieren, im neue Welten Denken. Das beflügelt mich, lässt mich frei sein, macht mich glücklich.

Damian - 22:06:52 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen

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